proM² in der Presse

Kurier, 13.9.2007
von Andrea Krieger

Authentizität: Von der Anziehungskraft der Echtheit

Wer alles richtig macht, beruflich aber dennoch nicht vorwärtskommt, dem fehlt es vielleicht an Authentizität

„Ich war lange Zeit der Meinung, jemand anderer sein zu müssen”, erzählt Ö3-Aushängeschild Robert Kratky. Als 20-jähriger hatte es ihm Michael Douglas im Yuppie-Film „Wall Street” angetan: Der hatte als Gordon Gekko die Ellenbogen immer zum Einsatz parat, war unnachgiebig, aber vor allem: unsäglich cool. „Nur Arschlöcher machen Karriere”, war sich Kratky zu Beginn seiner Laufbahn sicher. „Ein Schicksalsschlag hat mir schließlich bewusst gemacht, wie sehr ich mich selbst belogen habe.” Heute gilt der Moderator als Original, und ist gerade deswegen so gefragt.
Der 34-jährige „Ö3-Wecker”-Sprecher kann mit Fug und Recht über Authentizität sprechen. Das tut er demnächst auch: Gemeinsam mit dem Marketingspezialisten Christian Reitterer von der Unternehmensberatung „ProM²” hält er Mitte November im Managementforum des WIFI ein Seminar zum Thema „Authentizität als Erfolgsfaktor”.
Der Zungenbrecher bedeutet nicht nur Echtheit und Natürlichkeit, sondern auch Glaubwürdigkeit. Der feine Unterschied: Bei zweiterem genügt es, wenn das Verhalten echt wirkt. Gerade in Management-Fibeln wird Authentizität oft in diesem Sinne verwendet.
Christian Reitterer ist sich jedoch sicher, dass der (schöne) Schein auf Dauer nicht reicht, wenn man wirklich erfolgreich sein will. Sein Argument: „Es kostet unendlich viel Energie, sich vor anderen ständig verstellen zu müssen.” Die Last, immer eine perfekte Maske zu tragen, mache auf die Dauer krank, zumindest aber unglücklich.

Misstrauen

Nicht zuletzt leidet die Leistung darunter: Denn jene Kraft, die man zum Verbiegen braucht, fehlt anderswo. Hinzu kommt, dass nur eine Führungskraft, der man ihr Verhalten auch abnimmt, Vertrauen von den Mitarbeitern erhält. Aufgesetztes Benehmen bewirkt hingegen ein Klima des Unbehagens und der Skepsis - ein denkbar schlechter Nährboden für produktives Arbeiten. „Dabei will ja jeder Mitarbeiter erfolgreich sein. Die Aufgabe des managers sei es, das auch zu ermöglichen.”
Wer jetzt denkt, Authentizität heißt, im Job seinen Launen freien Lauf zu lassen, der Kollegin unverzüglich zu sagen, wie schlecht ihr die neue Frisur steht, und die halbe Firma in private Probleme einzuweihen, liegt falsch. Authentizität bedeutet weder, sein Innenleben vor jedermann auszubreiten, noch setzt es Manieren und gutes Benehmen außer Kraft. „Echtheit hat nichts mit Willkür zu tun”, so Reitterer. „Es geht vielmehr darum, sich seiner Stärken bewusst zu werden und diese zu fördern. Seine Schwächen sollte man erkennen und damit umgehen lernen. Die Konzentration sollte aber jedenfalls auf den Stärken liegen.”

Hineinhorchen

Was kann ich? Was will und brauche ich? Um die gute, alte Selbstfindung kommt niemand umhin, der mehr Echtheit in sein Berufsleben bringen möchte. Im Extremfall führt das Nachdenken zur Erkenntnis, im falschen Job zu sein. Meistens besteht aber genügend Spielraum, um ohne Stellenwechsel für mehr Authentizität zu sorgen.

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